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Das Beste aus 2018
So lautete im September 2018 der Titel einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Onkologische Behandlung“ in der Klinik Sonnenblick – Marburg.
Interessant und eindrucksvoll, welche Fortschritte und neue Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren für die Krebstherapie entwickelt wurden, vor allem durch den Einsatz von Immunmodulatoren. Manchmal besteht der Behandlungserfolg für die Patienten aber nur in einer Verlängerung der durchschnittlichen Überlebenszeit von wenigen Monaten.
Auch die Immunmodulatoren haben Nebenwirkungen wie andere Medikamente auch, häufig aber erst nach mehrmonatiger Karenzzeit. Dies gilt es zu beachten.
Eine ganz besondere Nebenwirkung dieser Medikamente besteht aber in einem völlig anderen Bereich:
Eine geradezu obszöne Preisgestaltung der Hersteller mit astronomischen Medikamentenkosten für die Versichertengemeinschaft droht eine Entsolidarisierung der im medizinischen Bereich tätigen Berufsgruppen auszulösen.
Mit Medikamentenpreisen von häufig zwischen 4.000 € und 8.000 € im Monat und über 100.000,- Euro pro Jahr geht jegliches Verständnis für eine vernünftige Relation von Nutzen und Arbeitseinsatz verloren.
Für Quartalskosten von 24.000 Euro müssten Hausärzte 900 Hausbesuche fahren, einschließlich Wegegeld! 10 Physiotherapeuten könnten davon einen ganzen Monat entlohnt werden!
Das kann man nicht miteinander vergleichen? Kann man doch, denn das Geld kommt aus demselben Topf der Beitragszahler. Jedoch werden Hausärzte mit Regressen für zu viele Besuche oder für zu viel verordnete Heilmittel bedroht. Pharmahersteller brauchen keine Strafen zu befürchten. Manchmal gewähren sie den Krankenkassen sogar Rabatt. Von wem will die Gesundheitspolitik, die diese Preisgestaltung genehmigt, da noch ernst genommen werden?
Das Ausgabenvolumen für Arzneimittel steigt im kommenden Jahr noch mal um 3,7 Prozent! (nach bereits 3,2% im Jahre 2018). Wie die KBV bekannt gibt, ist das das Ergebnis der bundesweiten Rahmenvorgaben, auf die man sich mit dem GKV-Spitzenverband geeinigt habe. Für den Heilmittelbereich ergibt sich ein Plus von 0,8 Prozent. Für ärztliche Leistungen gibt es eine Anhebung des Orientierungswertes um rund 1,6 Prozent, also quasi einen Inflationsausgleich.
Bei obengenannter Veranstaltung feierten im Foyer 22 (!!!) pharmazeutisch tätige Sponsoren ihre gelungene Lobbyarbeit und gaben auch in Form eines leckeren Büfetts ein wenig von dem Kuchen zurück, der Ihnen durch Therapieverordnungen zugutekommt.
Hat das Ganze noch etwas mit Migräne zu tun?
Ja, denn gerade kommt ein neues Medikament für die Migräneprophylaxe auf den Markt:
Mit Aimovig von Novartis hat ein monoklonaler Antikörper von der Europäischen Kommission im Frühjahr 2018 die Zulassung erhalten. Die Jahrestherapiekosten dürften bei ca. 5.000,- Euro liegen. Im Verhältnis ja eigentlich schon fast billig. Dafür ist allerdings die potentielle Kundenzahl chronischer Migräne-Kranker um vieles höher als die der selteneren Tumorpatienten.
Ich freu mich bereits auf Schnittchen vom Novartis-Büfett beim nächsten Schmerzkongress!